Neid – wir wollen ihn nicht fühlen, kratzt er doch unangenehm an unserem Selbstbild, und in aller Regel wollen wir andererseits auch nicht zu seiner Zielscheibe werden – und doch sind wir alle nicht frei davon.
Mit Neid verbinden wir eine negative Emotion, über die wir uns gerne erhaben fühlen wollen – schließlich hat es der Neid (invidia) auch neben Hochmut (saligia), Habgier (avaritia), Wollust (luxuria), Zorn (ira), Völlerei (gula) und Trägheit (acedia) auf die Liste der 7 Todsünden geschafft.
Der Duden definiert Neid als:
Empfindung, Haltung, bei der jemand einem andern dessen Besitz oder Erfolg nicht gönnt und selbst haben möchte
Ich persönlich empfinde den Neid bei genauerer Betrachtung gar nicht so negativ – dazu komme ich gleich noch.
Wem ich allerdings keinerlei positiven Aspekt abgewinnen kann, ist die Missgunst, die destruktive Schwester des Neids. Dabei ist die Definition im Duden bei der Missgunst im Prinzip identisch wie beim Neid, aber für mich liegt der Fokus da ganz klar beim „dem anderen nicht gönnen“.
Unklar bleibt: was habe ich davon, wenn der andere was nicht hat?
Lass mich dir ein Beispiel machen:
Der Kollege hat das schicke Einzelbüro bekommen, die Kollegin einen tollen neuen Dienstwagen, der Mitbewerber den großen Kunden und der Nachbar einen edlen Wintergarten und Pool am Haus … und du NICHT!
Und dein ganzer Fokus richtet sich darauf aus, dass der oder die andere das nicht haben soll, dass es ihnen nicht zusteht, dass es ungerecht ist, usw. Das gesamte Trachten und Sinnen strebt nun dahin, wie man den anderen den begehrten Gegenstand abnehmen, den Erfolg vermiesen und schmälern, die Freude daran verderben kann.
Dabei geht die Ausprägung von Schadenfreude, wenn bei dem- oder derjenigen was schiefläuft bis zur aktiven Intrige.
Allerdings hat dadurch nur sehr selten jemand nachhaltigen Erfolg erreicht und vor allem entsteht dadurch keine Zufriedenheit – denn es wird immer jemanden geben, der schon weiter ist, mehr hat oder einfach glücklicher scheint.
Und egal wie mies du den anderen ihren Erfolg, ihre Freude machst, davon kommst du deinem Ziel, deinem Wunsch keinen Schritt näher. Im Gegenteil: dadurch gibst du immer noch mehr Energie in den Mangel statt in die Fülle.
Kurz:
in der Ausprägung der Missgunst sprechen wir von einem negativen, destruktiven Konstrukt, nach dem Prinzip „andere klein machen, damit man sich größer fühlen kann“.
Was dadurch nicht gelingt: das eigene Wachstum, die eigenen Entwicklung nach oben.
Dabei können wir uns den Neid durchaus nutzbar machen als Antriebsmotor, wenn wir den Fokus auf den „das will ich auch haben“ – Teil legen. Das ist dann die positive, die konstruktive Seite.
Du beneidest zwar eine andere Person um etwas, betrachtest diese jedoch als dein Vorbild, als Inspiration und Beweis dafür, dass dieses Ziel offensichtlich erreichbar ist. Und so wird die beneidete Person zum Ansporn dafür, die eigenen Leistungen zu verstärken, um selbst in den Genuss der Dinge oder Eigenschaften zu gelangt, für die man den oder die andere beneidet.
In der Tat ist es sogar so, dass mir viele erfolgreiche Unternehmensleiter und Führungskräfte erzählen, dass es genau dieser „weiße“ (also der positive) Neid ist, diese „permanente Unzufriedenheit“, der konstante Trigger durch den Blick auf das „nächste Level“ eines Mitstreiters oder Geschäftspartners, das sie weiterkämpfen, weiterwachsen, besser werden lässt!
Das funktioniert dann besonders gut und eben konstruktiv, wenn man sich seiner selbst sehr deutlich bewusst ist.
Sich klar zu sein über seinen Selbstwert, kraftvoll nach seinen Zielen, nach seinem persönlichen „Warum“ zu streben ohne sich von den Aktionen und Ergebnissen der Anderen ablenken oder in die Irre führen zu lassen und kompetent alle Werkzeuge aus deiner Wissens-Schatzkiste einzusetzen, dass macht Neid zu einem Motivator statt zu einer missgünstigen Erfolgsbremse.
Gefühle wie Neid und Missgunst sind menschlich.
Es ist normal, dass wir uns vergleichen, denn so lässt sich feststellen, an welchem Punkt man steht - ganz allgemein im Leben, beruflich, privat oder bezogen auf soziale Beziehungen. Die Frage ist also lediglich, was wir mit dem Ergebnis dieses Vergleichs machen - ob wir destruktiv oder eben konstruktiv damit umgehen.
Wer von Missgunst zerfressen wird, kreist gedanklich häufig um negative Themen, statt sich zielführend mit etwas Positivem zu beschäftigen – was für eine Verschwendung von Energie und Lebenszeit.
Der „schwarze“ (destruktive) Neid zeigt sich meist in Bereichen, in denen wir uns unterlegen fühlen, aber durch Missgunst schaden wir uns letztlich nur selbst. Je nach Ausprägung schneiden wir uns von sozialen Kontakten ab, verpassen die Chance für wertvolle Lehrmeister und Mentoren und berauben uns damit auch bereichernder Erfahrungen mit Menschen, die schon da sind, wo wir hinwollen.
Was du in solchen Fällen tun kannst? - Schau bewusst auf deine Stärken und anerkenne dich dafür.
- Prüfe, was du tun kannst, um an den Ecken zu wachsen, in denen du dich aktuell unterlegen oder schwach und minderwertig fühlst.
- Ändere deine Perspektive von „Wie sorge ich dafür, dass jemand verliert?“ zu „Was braucht es, damit ich das Gewünschte gewinne?“
- Sei dankbar! Mache dir jeden Tag aktiv bewusst, was du alles hast – materiell, beruflich, privat, gesundheitlich, sozial
- Zusatztipp:
wenn du dir jeden Tag mindestens 3 Dankbarkeiten und 3 Erfolge notiert, hast du in kurzer Zeit eine stolze Positiv-Sammlung, auf die du zurückgreifen und durchblättern kannst, wenn die Missgunst doch mal zwischendurch ihr Haupt aus den Schatten erhebt.
… und dazwischen darfst du dir ganz ohne Selbstkritik auch ruhig mal eine Dosis konstruktiven Neid gönnen – woher sollen denn sonst unsere nächsten Ziele kommen? 😉
Last but not least: Die #3K – klar, kraftvoll, kompetent – die Neid zu deinem Verbündeten machen, die entwickeln und stärken wir in meiner #3Kleadership-Masterclass!
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„Birgit Katzer … weil gute Führung rockt!“
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